Astrid Windfuhr - Ausdruck und Stil: Wohnst du wie du dich kleidest?

Elinor Maiß

Guten Morgen! Ich begrüße heute Morgen die Astrid Windfuhr zu einem weiteren Interview in der Reihe "Wohnen mit Wohlfühlfaktor". Liebe Astrid, du bist ja Farb- und Stil-Beraterin unter anderem. Magst du dich bitte mal vorstellen?

 

Astrid Windfuhr

Ja, du hast schon gesagt, mein Name ist Astrid Windfuhr und ich bin seit mittlerweile 13 Jahren als Farb- und Stil-Beraterin tätig. Und ich denke, ich stelle vielleicht mal vor, wie ich da arbeite. Ich berate Menschen in Kleider-Fragen. Das sind überwiegend Einzelpersonen, die zu mir kommen. Ich gebe aber auch Workshops oder halte kleine Vorträge oder veranstalte Mini-Workshops, um meine Arbeit vorzustellen oder auch erste Erkenntnisse zu vermitteln. Und ja, wenn ich jetzt sage, ich berate Menschen in Kleider-Fragen, dann heißt das nicht unbedingt nur, dass ich mit den Kunden und Kundinnen zusammen Lösungen finde, wie sie sich bei Business kleiden, wie man einen Dresscode befolgt. Und es geht auch nicht so sehr darum, wie setze ich diesen oder jenen Trend um, wie teile ich den Trend, sondern es geht darum, was zu einer individuellen Person idealerweise genau passt. Und da geht es um drei Ebenen. Es geht natürlich um die Farben. Jedes Kleidungsstück hat eine Farbe. Auch Grau, Schwarz und Weiß sind Farben, die eine bestimmte Wirkung haben und die für manche Menschen besser sind und für andere vielleicht nicht so gut. Es geht also erst mal darum herauszufinden, welche Farben stehen einer Person. Gute Farben lassen uns jünger und frischer und dynamischer und sogar fröhlicher aussehen und die ungünstigen Farben tun halt genau das Gegenteil davon. Und die zweite Ebene sind Formen von Kleidung. Also jedes Kleidungsstück hat auch eine bestimmte Schnittform, die zu einer Proportion vorteilhaft oder nicht so vorteilhaft sein kann. Und letztlich - aber auch sehr wichtig - ist das Thema Stil-Persönlichkeit. Also es gibt so Zuordnungen, die kennt ihr wahrscheinlich alle, so was wie sportlich, elegant, natürlich, verspielt, extravagant und das sind nur sehr grobe Zuordnungen.

 

Elinor Maiß

Ich möchte dich gern mal unterbrechen. Ich würde gerne noch mal auf dich zu zurückkommen, dich als Person. Und wenn ich dich jetzt hier so angucke auf dem Bildschirm, du hast ein ...wir haben übrigens fast Partner-Farben heute an...  eine Jacke Richtung Petrol und darunter, zumindest auf meinem Bildschirm, ein dunkelblaues T-Shirt, Pullover oder was auch immer. Ich als nicht Farb-Beraterin würde sagen, das ist ein Richtung Winter-Typ. Ich bin ja nun diejenige, der es um Farben oder überhaupt um Wohnungseinrichtung geht. Wenn du jetzt so ein Kühl-Farb-Typ bist, sag ich mal, wie sieht denn deine Wohnung eigentlich aus? Passt die zu dir?

 

Astrid Windfuhr

Ja, das sind zwei ganz verschiedene Paar Schuhe. Ich berate niemanden zum Thema Wohnung. Das macht Elinor. Und es gibt überhaupt keinen Grund, die Wohnung genauso einzurichten, wie die Farben für die Kleidung sind. Also ich bin tatsächlich ein eher kühlerer Farb-Typ, aber jetzt auch nicht ganz kühl. Und in unserer Wohnung haben wir auch viele warme Farben. Also ich habe zum Beispiel hier in meinem Arbeitszimmer, hinter dem Bildschirm liegt ein ockerfarbenen Teppich, das ist eine Farbe, die ich selber sehr mag, die aber, wenn ich sie anziehe, leider mich ein wenig fahl und müde und älter aussehen lässt. Deswegen genieße ich diese Farbe als Teppich. Da kann ich auch selber drauf schauen. Da habe ich auch sogar noch mehr von als von einem Pullover. Und da lebe ich das aus. Also das sind für mich so zwei ganz verschiedene Dinge. Ich würde niemandem niemals empfehlen, dass die Wohnung in den gleichen Farben eingerichtet sein muss wie der ideale Kleiderschrank. Das kann man so machen, wenn man das in der Wohnung auch gerne haben möchte. Aber man kann in der Wohnung natürlich auch etwas ganz anderes ausleben.

 

Elinor Maiß

Also, das war ja, das war eigentlich ja so mein Ansatz für unser Gespräch, dass ich gesagt habe oder mir selber die Frage gestellt habe: Gibt es da eine Verbindung zwischen dem, wie jemand am besten wirkt, zu dem wie ein Mensch seine Umgebung gestaltet? Was ist so da deine Erfahrung?

 

Astrid Windfuhr

Hm. Jetzt besuche ich natürlich nur in den seltensten Fällen die Wohnungen von Kunden. Die kommen ja zu mir. Also das ist schon manchmal Thema, wenn es eben um die Farben geht. Und auch bei der Stilfrage. Stil ist ja etwas, was sehr mit der Persönlichkeit zu tun hat. Ich arbeite mit einer ganz großen Vielzahl von Stil-Typen. Und da hat man zum Beispiel jemand, der sehr eher klassisch oder konservativ ist, weil das zu dem Körper, zu den Körperstrukturen, zum Gesicht und zur Persönlichkeit passt. Und da könnte ich mir schon vorstellen, dass es dann eher mehr Parallelen wieder gibt, dass dann solche Menschen vielleicht auch eher etwas konservativer eingerichtet sind. Aber wie gesagt, das ist ein Bereich, in dem ich ja gar nicht tätig bin als Berater.

 

Elinor Maiß

Ich versuche immer die Verbindung herzustellen zwischen dem Angebot meiner Interviewpartnerinnen und meinem eigenen als Wohnraum-Beraterin. Wenn ich jetzt sage, die Verbindung zwischen uns, wie sieht die aus? Harmonische Wohnung trifft... wen trifft sie?

 

Astrid Windfuhr

Einen stimmig gekleideten Menschen.

 

Elinor Maiß

Okay, also stimmig ist unsere Gemeinsamkeit. Stimmig gleich harmonisch?

 

Astrid Windfuhr

Ja, könnte man so sagen. Also jetzt gibt es natürlich auch Menschen, die zum Beispiel sehr kräftige Farben gut tragen können oder die vielleicht auch einen extremen Stiltyp haben, was Punkig-Rockiges oder was so was derb Kraftvolles. Da weiß ich nicht, ob harmonisch immer so das richtige Wort ist, aber auf jeden Fall etwas, was stimmig ist zur Person, ja.

 

Elinor Maiß

Während du jetzt erzählst, kam mir auch gerade eine Person in den Kopf, die zum Beispiel ganz besonders extrem große, dunkle Brillen liebt, was ich persönlich überhaupt nicht harmonisch finde an dieser Person, aber sie sagt: Das bin ich, so will ich aussehen. Und dann ist das Wort harmonisch, was immer so was Weiches, Fließendes assoziiert, vielleicht tatsächlich nicht der richtige Begriff.

 

Astrid Windfuhr

Aber wahrscheinlich, wenn du schon sagst, es kommt dir nicht harmonisch an der Person vor, dunkle, schwere Brillen können an manchen Menschen wirklich toll aussehen, nämlich die, die auch zum Beispiel dunkle Haare, dunkle Augen und kräftige Gesichtszüge haben. Wer eher zart, fein und hell ist, sieht meistens mit der, mit der dunklen Brille, ja, also ein wenig gezwungen aus, würde ich mal sagen. Von daher hast du das wahrscheinlich ganz, ganz intuitiv richtig wahrgenommen. Na ja, also wenn man sich die überhaupt mit Optik, mit Farben oder auch mit Haptik - das spielt ja bei deiner Arbeit auch eine große Rolle, wie fühlt sich das an? Also Material... Ist auch bei der Stil-Typ-Beratung dann nachher bei mir wichtig, welche Materialien stehen jemand nicht? - dann hast du wahrscheinlich auch schon ein gutes Gefühl dafür, welche Kleidung oder welche Brille bei bestimmten Menschen nicht so stimmig sind.

 

Elinor Maiß

Was macht denn dein Angebot so besonders?

 

Astrid Windfuhr

Ja, ich arbeite mit einer sehr, sehr differenzierten Methode. Das ist die differenzierteste Methode, die es in Deutschland auf dem Markt gibt. Du kennst das ja, du hast es eben angesprochen, der Winter-Typ bei der Farbe, sicherlich viele von unseren Zuschauerinnen und Zuschauern auch, die sich dieses Jahreszeiten-System mit dem vier Jahreszeiten, vier Farb-Typen. Das ist nicht verkehrt, aber das ist viel zu grob. Man hat das ja häufig, dass dann manche Farben aus diesem Farb-Pass doch nicht so gut passen, ne? Und dann wird das ganze System in Frage gestellt. Es ist aber einfach nur zu ungenau. Man muss weiter differenzieren zwischen helleren und dunkleren Farben. Genau die Temperatur festlegen und auch die Intensität von Farbe. Und ich arbeite mit ungefähr 30 Farb-Typen, wobei es dann immer noch individuelle Varianten gibt, dass noch mal irgendwas dazukommen kann, was bei anderen nicht dabei ist. Und was den Stil-Typ betrifft, arbeite ich sogar mit über 40 Stil-Typen. Ich habe hier mal natürlich was bereitgestellt heute für unser Interview. Das kann man zwar in Einzelheiten jetzt selbstverständlich nicht erkennen. Das war jetzt auch nicht mein Anspruch. Aber man sieht hier mal, jede Quer-Reihe ist ein Stil-Typ oder ein Stil-Thema. Und da sieht man mal, wie vielschichtig das ist. Und es ist natürlich.... braucht natürlich auch etwas Zeit, um dann rauszufinden, was ist das denn? Wenn ich also 40 Stil-Typen habe und 30 Farb-Typen, aber es trifft dann auch wirklich ganz genau die Person. Und das höre ich immer wieder von meinen Kundinnen, dass sie sich da sehr gut abgeholt fühlen. Und es gelingt mir, glaube ich, auch ganz gut, das System erlebbar zu machen. Denn ich bin auch Trainerin und Coach und habe mich von daher schon viel damit auseinandergesetzt, wie muss ich eigentlich etwas vermitteln, dass mir jemand folgen kann?

 

Elinor Maiß

Was wünschst du dir denn für deine Kunden?

 

Astrid Windfuhr

Ja, ich wünsche mir, dass sie gut aussehen und ihre Individualität zur Geltung bringen können, ihre Persönlichkeit ausdrücken, vorteilhaft aussehen, sich einfach gut fühlen, wenn sie in den Spiegel gucken in dieser stimmigen Kleidung. Und dadurch wird auch das Einkaufen oder das Aussuchen von Kleidung wesentlich einfacher. Das, was vorher so stressige Schleifen im Kopf immer sind: Ja, sollte ich mal dies ausprobieren, sollte ich mal jenes ausprobieren? Steht mir das? Oder: Das ist an meiner Freundin toll, kauf ich mir auch. Gefällt mir dann doch nicht... Diese Schleifen lösen sich einfach auf, weil es eine klare Richtung gibt, was man links liegen lassen kann und wonach man oder frau hingucken muss, um sich stimmig zu kleiden. Und das ist einfach auch eine Vereinfachung und spart sogar Geld, weil die Fehlkäufe entfallen.

 

Elinor Maiß

Dann geht es deinen Kundinnen so ähnlich wie meinen, wenn sie ihre eigene Farb-Richtung gefunden haben oder Einrichtungsstil gefunden haben, dass sie an den Bergen an Grau, die im Moment überall in den Möbelhäusern zu finden sind, die ich persönlich ja bekanntermaßen grauenvoll finde, dass es einfach nicht das gibt, was sie sich vorstellen.

 

Astrid Windfuhr

Ja, ich höre das auch von Kundinnen und ich erlebe es auch selber, dass es immer mal etwas, was mir gut steht, nicht gibt. Aber was die Kleidung betrifft - den Möbel Markt kenne ich jetzt nicht so gut - aber was die Kleidung betrifft, muss man einfach sagen, es gibt eine derartige Vielfalt an Produkten und auch an Stil-Richtungen, dass wenn man sucht und insbesondere im Internet auch mal guckt, es doch möglich ist, das Richtige zu finden oder zu mindestens Teile der guten Farben zu entdecken. Mir zum Beispiel steht Lila gut, das gibt es im Moment weniger. Mir stehen aber auch diese Petrol-Töne, die gibt es im Moment, also kaufe ich jetzt eben die. Und es gibt aber so eine Bandbreite an Kleidung, und vielleicht ist es bei Möbeln auch, wenn man da mal ein bisschen tiefer sucht, findet man doch oft das Richtige. Also die Zeiten, wo es wirklich immer nur eine Stilrichtung, eine Modetrend Richtung gibt und sonst gar nichts, die sind eigentlich zum Glück vorbei. Und ansonsten immer noch Do it yourself oder etwas umfärben. Es gibt Frauen, die können so was sehr gut. Kann man ja theoretisch auch mit Bezügen von Polstermöbeln, sofern man die eben abnehmen kann, machen. Ähm, das ist natürlich ein bisschen so eine Wissenschaft für sich, da muss man sich vorher schlau machen. Aber ich weiß, dass von Kundinnen von mir, die das machen und gemacht haben oder sich...

 

Elinor Maiß

Da hängen diverse andere Aspekte noch dran, nämlich: habe ich die Zeit, habe ich die Fähigkeiten, ist das ökologisch sinnvoll? Und so weiter und so fort. Aber vom Grundsatz her gebe ich dir absolut recht. Ich hatte mal eine Kundin, die ein neues Sofa brauchte und da hätte was Gelbes oder Orangefarbenes wunderbar reingepasst. Und dann ging sie los und sagte, es gibt nur dieses Grau. Und dann habe ich gesagt: Guck mal im Internet. Und dann war sie fast erschlagen über die Fülle an gelben und orangefarbenen Sofas, die es gibt. Ist dann natürlich die Frage, kann ich mir vorher... kann ich es vorher ausprobieren? Kann ich es mir vorher angucken oder nicht? Aber das ist dann ein anderes Thema.

 

Astrid Windfuhr

Genau. Das ist natürlich bei Möbeln... Ein Kleidungsstück zurückzuschicken, ist ja leicht gemacht. Aber ein Sofa wieder abholen zu lassen, ist natürlich schon schwieriger. Ja.

 

Elinor Maiß

Was wünschst du dir denn für dich selber, liebe Astrid?

 

Astrid Windfuhr

Ja, das alles weiterhin so gut läuft wie bisher. Und was ich mir auch noch wünsche, ist, dass ich noch mehr Kunden für diesen dritten Bereich, den ich vorhin schon beschrieben habe, nämlich die Beratung zu Stil-Persönlichkeit begeistern kann. Weil da wird es erst so wirklich richtig spannend und richtig individuell. Und das ist für mich auch eine größere Herausforderung als jetzt zu gucken, welcher Hosenschnitt ist vorteilhaft und es bringt die Person wirklich noch mal deutlich weiter. Es wird ganz individuell und bringt auch die Persönlichkeit noch besser zur Geltung. Und das ist ein Bereich, von dem ich... für den ich mir Wachstum noch wünsche.

 

Elinor Maiß

Okay. Klingt gut. Hast du noch einen Tipp für unsere Zuhörerinnen?

 

Astrid Windfuhr

Ja, wenn ihr euch mit Kleidungsstücken nicht sicher seid, was euch steht, einfach mal ganz neutral und kritisch Unterschiede ausloten, indem ihr euch vor einen Spiegel stellt und zum Beispiel sag' mal Pullover in zwei Farben... einen zieht ihr an, den anderen legt ihr drüber und zieht ihn dann wieder weg. Und schaut mal, was sich dann in eurem Gesicht verändert. Nicht auf den Pullover schauen, sondern gucken, was verändert sich im Gesicht und wo gefallt ihr euch besser? Das könnt ihr auch mit Mustern machen. Entweder Muster mit Uni vergleichen oder zwei verschiedene Muster. Und einfach mal wirklich auf das Gesicht gucken. Entsteht da Harmonie? Habe ich da Präsenz oder bei welchen ist es stärker ausgeprägt? Das ist im Grunde eine ganz stark vereinfachte Beschreibung der Methode, wie ich dann auch arbeite, nur mit sehr, sehr viel mehr Material. Aber da kann man tatsächlich auch für sich mal was rausfinden, gucken, was verändert sich im Gesicht.

 

Elinor Maiß

Vielen Dank, liebe Astrid. Das war ein sehr spannendes Interview. Ich wünsche Dir - und mir natürlich auch - für die Zukunft ganz wunderbare Kundinnen, die genau ihre persönliche Ansatzweise und Lebensweise finden wollen und dann zu dir - und auch zu mir - finden.

 

Astrid Windfuhr

Genau. Ja. Vielen Dank auch für das Interview und die Gelegenheit.

 

Elinor Maiß

Gerne.

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0