00:00:05
Elinor Maiß: Ja, willkommen Sabine Broichhaus. Danke, dass du bereit bist, ein Interview zu und mit mir zu halten. Ich bin Elinor Maiß, die Inhaberin von Raum im Glück. Und heute gibt es
eine neue Ausgabe der Serie "Wohnen mit Wohlfühlfaktor". Und so wie ich Menschen helfe, ihre Räume zu gestalten, so hilft Sabine den Menschen, ihre Wohnung mit Farbe - unter anderem - zu
gestalten. Sabine, magst du dich kurz vorstellen?
00:00:44
Sabine Broichhaus: Mein Name ist Sabine Broichhaus. Ich bin Malermeisterin, Restauratorin und Sachverständige der Handwerkskammer zu Köln. Und ich leite im Bergischen Land, in Kürten einen
Familienbetrieb, den es seit 1930 gibt. Und wir beschäftigen uns mit dem ganzen Feld der klassischen Maler- und Lackiererarbeiten. Darüber hinaus haben wir das ganze Spektrum der Raumausstattung,
wir haben eigene Polsterung, wir haben Nähateliers und unser Steckenpferd ist die handwerkliche Denkmalpflege. Das heißt, wir restaurieren und sanieren nicht nur Kirchen und historische Gebäude,
sondern auch altgeliebte Schätze wie Stühle, Kommoden, Schränke, alles, was man so im Keller hat oder erbt und man nicht missen möchte. Das sind unsere Aufgaben.
00:01:35
Elinor Maiß: Sabine, eigentlich wollte ich mit einer anderen Frage starten, nämlich als Malermeisterin, als Maler- und Lackierermeisterin. Wie sieht deine eigene Wohnung aus in Bezug auf
Farbe?
00:01:53
Sabine Broichhaus: lacht...
00:01:56
Elinor Maiß: Ich sehe im Hintergrund schon eine - ich sage mal - wilde Musterung. Und du hast mir schon im Vorfeld gerade erzählt, dass das deine Küchentapete ist. Wie sieht deine
Wohnung aus?
00:02:11
Sabine Broichhaus: Blass, blass, ich muss es gestehen, blass, die Küchentapete hier im Hintergrund ist die Ausnahme. Damit haben wir mal eine Sitzecke in einem Café in Kürten tapeziert und
das hat mir sehr gut gefallen, dass ich mir eine Wand in meiner Küche damit tapeziert habe. Ansonsten ist meine Wohnung - ich muss gestehen - ziemlich weiß und auch die Dekoration ist ziemlich
weiß. Das liegt einfach daran, dass ich tagtäglich mit der Fülle an Möglichkeiten konfrontiert werde, was es alles an Stoffen, Farben und Tapeten gibt und mich nie entscheiden kann, was ich jetzt
bei mir zu Hause verarbeite. Und über dieses Stadium komme ich nie hinweg. Und dann bleibt es halt weiß...
00:02:58
Elinor Maiß: Echt? Wie lange schon?
00:03:03
Sabine Broichhaus: Immer. Ich habe meine Farben, meine Lieblingsfarben. Das ist so der rot-gelb Bereich. Und dann bin ich mal vor vielen Jahren in eine andere Wohnung gezogen, eine kleine
Wohnung und habe gedacht: So jetzt machst du mal was völlig anderes. Du gehst mal auf deinen Harmonie-Farben raus und habe alles in Grün gemacht. Es war sehr schön. Ich bin nach einem Jahr
ausgezogen. Nicht unbedingt wegen, aber auch ..., weil es war nicht meine Farbe…. Und das ist auch etwas, was ich immer wieder bei Kunden feststelle: Jeder hat so seine Wohlfühl-Farben und in dem
Spektrum bleibt er auch, eigentlich sein Leben lang. Da kommen schon mal Ausrutscher wie Trendfarben, aber das ist nix.
00:03:53
Elinor Maiß: Okay. Kann man bei den Kunden eine Tendenz erkennen zu ...wir Deutschen sind, glaube ich, generell nicht so sonderlich farbenfreudig… im Gegensatz zu … Menschen in der Karibik
oder am Mittelmeer ...ist da eine Tendenz zu erkennen, wie Deutsche ticken in Sachen Farben?
00:04:18
Sabine Broichhaus: Ja, das ist wirklich schade. Es ist klar erkennbar und du brauchst gar nicht so weit zu gehen….in die Karibik. Da brauchst du nur nach Irland, nach England, nach
Frankreich. Die schwelgen in Farben in den Tapeten, sie verändern auch immer wieder etwas.
Und wir Deutschen.... die, die ich kennengelernt habe, die zu meinem großen Kundenstamm gehören, die sind entweder ganz klassisch: Sie wissen ganz genau, was sie wollen und bleiben ziemlich
neutral, weil sie viele Bilder, Situationen und Gegenstände haben, die sie präsentieren wollen vor neutralen Wänden.
Die anderen, das sind die, die Trends toll finden… in den Sendungen, in Zeitschriften, die das dann nach Hause holen wollen, sich aber im Endeffekt doch nicht trauen. Und das ist es auch sehr
schade.
Und dann gibt es noch die, die jeden Trend mitmachen wollen. Auch wenn er überhaupt nicht zu ihnen passt. Und da tue ich mich sehr schwer mit und die lehne ich auch als Kunden eigentlich ab, weil
ich genau weiß: Das, was du bei denen machst, damit wirst du sie nicht zufriedenstellen, damit werden sie sich nicht wohlfühlen. Und das fällt auf mich zurück. Und da empfehle ich ihnen einen
Kollegen.
00:05:35
Elinor Maiß: Wie würdest du dich so im Verhältnis von 100 Prozent Kunden einschätzen? Wie viele sind da so in den drei verschiedenen Kategorien?
00:05:44
Sabine Broichhaus: Also unser Kundenstamm - wir haben einen festen, privaten Kundenstamm - da würde ich schon sagen, dass das 60 Prozent, 60, 70 Prozent der Klassischen sind, die brauchen
Beratung, die wollen Beratung und lassen auch Beratung zu. Und die anderen? Ja, 40 Prozent, 40, 30 Prozent, das sind die, die entweder sich nicht trauen oder eben Fehlfarben wählen.
00:06:21
Elinor Maiß: Die sich nicht trauen, sind ja eigentlich der klare Fall von Raum im Glück.
00:06:25
Sabine Broichhaus: Absolut. Es ist auch wirklich so. Ich hatte mal eine Kundin, die hatte ihr Wohnzimmer ganz in weiß, weißer Einbauschrank, weiße Wände. Und die machte wunderbare Quilts,
farbenfrohe Quilts. Und dann hatte sie in ihrem Einbauschrank eine Nische. Da stand ein auberginefarbiges Sofa vor und dahinter war eine weiße Wand. Und da sollte der Quilt hin. Und ich sagte:
Ich streiche Ihnen diese Wand jetzt mal in einem Ton, der aus dem Quilt herauskommt. Und wenn Ihnen das nicht gefällt, streiche ich Ihnen die Wand unentgeltlich erneut. Wir haben das gestrichen,
die hat das aufgehängt. Das hängt, glaube ich, heute immer noch, das sah traumhaft aus. Aber die Leute trauen sich nicht.
00:07:10
Elinor Maiß: Als du gerade sagtest, Sammlung präsentieren oder schöne Stücke präsentieren, war bei mir sofort der Gedanke da: In jedem Museum gibt es farbige Wände, um die Sachen überhaupt
wirken zu lassen. Und zwar kräftig farbige Wände.
00:07:26
Sabine Broichhaus: Ja, ja, das ist richtig. Das kommt auch vor. Aber mein Kundenstamm ist eher..., die legen dann mehr Wert auf die Materialien, die ich auf die Wand bringe, zum Beispiel
Kalk-Marmor-Putze in hellen Farben. Das ist ein sehr hochwertiger, aber neutraler Hintergrund. Das die so ganz farbig sind, das ist eher selten. Natürlich ... ein stark farbiges Bild kann auch
einen stark farbigen Hintergrund brauchen, aber das ist bei meinen Kunden weniger.
00:08:04
Elinor Maiß: Wir sind ja nun auch deine Kunden… und ich erinnere mich, als du unser Wohnzimmer gestrichen hast… Mein Mann ist ein Holz-Fan und ich mag Holz, aber das ist mir definitiv zu
viel… Vor dieser Holz-Schrankwand, also Holz-farbigen Schrankwand wollte ich einen anderen Ton haben und dann haben wir uns für ein sattes Violett entschieden. Und dann kamst du, nachdem das
gestrichen war und sagtest: Wow, das ist aber mal 'ne Farbe. Und das werde ich nie vergessen.
00:08:45
Sabine Broichhaus: Ich freu mich über jeden, der Farbe mag und das auch zulässt. Es ist natürlich im Augenblick getrennt. Es ist, das sieht man auch an den Baustilen, weiß, weiß, kubisch.
Das ist das, was im Augenblick ist. Anthrazitfarbige Fenster. Du hast heute Architekten, die wollen nur weiß haben, da ist für einen Maler natürlich...... Aber es ist, wie es ist. Und das sind
nur Trends, die muss man mitmachen. Als ich die Lehre angefangen habe, da gab es Tapeten in jeder Form, in jedem Zimmer, ganze Zimmer. Und heute machst du bestenfalls eine Wand.
00:09:27
Elinor Maiß: Aber Tapeten sind doch wieder heftig im Kommen?!
00:09:30
Sabine Broichhaus: Ja, aber werden kaum gebraucht. Sie sind immer oder waren immer da, auch mit fantastischen Motiven. Und ich habe eine belgische Firma, mit der ich sehr gerne arbeite.
Die macht fantastische Tapeten aus Naturmaterialien, aus Wurzeln, aus recycelten Materialien. Die machen irre Sachen, aber die Leute trauen sich nicht. Also, das ist wirklich ... von 100 Kunden
habe ich vielleicht 5, die sich das trauen.
00:10:05
Elinor Maiß: Das klingt aber ziemlich langweilig für deinen Job, wenn du immer nur Weiß verkaufen musst.
00:10:10
Sabine Broichhaus: Oh, man kann Weiß.... das kommt auf die Ausführung an…. Aber deswegen freue ich mich über jeden Kunden, der mutig ist.
00:10:21
Elinor Maiß: Ja, ich denke, Mut ist ein ganz wichtiger Punkt bei der Einrichtung, vor allem zu sich selber zu stehen und sich von Trends abzusetzen und nicht zu sagen, jetzt ist Rosa die
neue Trendfarbe, die es übrigens gerade ist, und ich folge dem.
00:10:43
Sabine Broichhaus: Wir verarbeiten mittlerweile hauptsächlich Farben von Farrow and Ball. Die haben auch die ganze Farbpalette, auch rosa, aber die haben wirklich sehr schöne Töne, alles
vergraute Töne und da ist auch ein Rosa, was ich sonst nicht unbedingt einsetzen würde, sehr schön. Und ja, es ist manchmal erstaunlich, wie die Leute Trends nachlaufen. Kleidung kannst du
schnell auswechseln. In der Raumgestaltung veränderst du weniger schnell, aber die Leute haben einfach keine... oder wenige Leute haben ein eigenes Farbkonzept. Und sind auch nicht bereit, sich
beraten zu lassen.
00:11:32
Elinor Maiß: Und meine Erfahrung ist, viele Leute haben auch nicht wirklich ein klares Gefühl für Farben. Was passt und was zu ihnen passt.
00:11:46
Sabine Broichhaus: Und das ist eben auch das, was wir .... wir sind ja ein relativ kleiner Betrieb… das ist unsere Nische, die wir anbieten. Wir machen sehr viel Service, wir kommen
wirklich ähnlich wie du in die Wohnungen rein, schauen uns an, überlegen mit den Kunden, was passt zu ihnen, was mögen sie gar nicht. Es ist ein Auswahlverfahren. Und dann … was können wir ihnen
Gutes tun? Es ist manchmal erstaunlich. Die Leute sind ohne weiteres bereit, wenn sie neue Fenster brauchen... Anthrazitfarbene Fenster siehst du jetzt überall, in ein paar Jahren wird das wieder
weg sein, genauso wie es mal wie die stahlblauen Fenster gab. Ja, das ist etwas, was ja ein Kostenfaktor ist, während die gestrichene Wand durchaus schnell wieder zu ändern ist. Deswegen ist es
so schade, dass so wenige da den Mut aufbringen.
00:12:45
Elinor Maiß: Wir werden daran arbeiten, die Leute mutiger zu machen.
00:12:49
Sabine Broichhaus: Das wäre gut.
00:12:52
Elinor Maiß: Okay, ich hatte gerade gesagt, ich bin diejenige, die den Menschen hilft, mit den vorhandenen Dingen ihre Wohnung schön zu machen. Du bist diejenige, die mit Farben und Textilien
die Wohnung schöner macht. Wenn du sagen würdest, die Verbindung zwischen uns: Harmonische Wohnung trifft..., wen trifft sie?
00:13:17
Sabine Broichhaus: ...trifft auf Service und all in one Business
00:13:31
Elinor Maiß: In Sachen Farben?
00:13:32
Sabine Broichhaus: In Sachen Farben.
00:13:35
Elinor Maiß: Okay. Hast du eigentlich den Anspruch, ich sage es jetzt mal etwas überzogen, deine Kunden glücklich zu machen?
00:13:48
Sabine Broichhaus: Durchaus, weil ich weiß, wie positiv Farben auf Menschen wirken können und auch welches Wohlgefühl sie ausdrücken können. Ich will sie aber nicht um jeden Preis jetzt
glücklich machen. Ich habe Kunden, die berate ich, berate ich, berate ich und dann bin ich fertig. Die sind so unentschlossen, das wird einfach nichts und dann sage ich auch …. oder geh auf sie
ein und sage: Dann machen wir es lieber wieder neutral, sauber, frisch, hell, das ist ja der Anspruch, den die meisten haben. Ich würde sie gerne glücklich machen, aber ich schaffe das nicht
immer.
00:14:38
Elinor Maiß: Was macht denn dein Angebot insgesamt so besonders?
00:14:45
Sabine Broichhaus: Dieser all in one Service ist etwas, was viele Leute schätzen. Ich habe jetzt schon wieder gerade einen Kunden gehabt, der hat uns die Schlüssel gegeben, ist in den
Urlaub gefahren. Wenn er wiederkommt, ist die Wohnung komplett neu und das ist etwas, was wir.... Wir fotografieren, also bevor wir anfangen, die ganzen Räumlichkeiten und wenn er wiederkommt,
hängen genau die Sachen da, wo sie die auch früher gehangen haben. Also das ist etwas, was viele sehr schätzen, weil eben die Betriebsamkeit und die Zeitmangel heute ein großer Faktor ist.
00:15:25
Elinor Maiß: Das heißt, ihr übernehmt letztlich auch die Putzarbeiten am Ende?
00:15:32
Sabine Broichhaus: Ja, das ist auch ein Großteil des Netzwerkes. Ich habe nicht nur Elektriker, Schreiner, alle Handwerker, die man braucht, sondern ich habe auch Reinigungsfirmen dabei.
Wenn wir es nicht machen, springen die ein, je nach Größenordnung. Und das ist etwas, was die Leute wirklich sehr schätzen.
00:15:53
Elinor Maiß: Ja, ich denke, das ist wirklich ein ganz besonderes Ding, also das habe ich noch eigentlich von keinem Handwerker gehört, dass sie wirklich so: Schlüssel her und wir machen.
Klasse.
00:16:10
Sabine Broichhaus: Das setzt natürlich ein gewisses Vertrauen voraus und dieser Kunde... das jetzt war der erste Auftrag, wir kannten uns noch gar nicht…. aber ein kleines Vertrauen war
da.
00:16:23
Elinor Maiß: …wirkt ihr vertrauenswürdig.
00:16:25
Sabine Broichhaus: Ja, ja, es ist auch so. Ich habe ein sehr langjähriges Team. Ich habe kein sehr großes, aber dafür hochqualifiziertes und auch sehr langjähriges... Wir sind eigentlich
so eine Handwerksfamilie und ich lege für jeden die Hand ins Feuer und das zahlt sich aus.
00:16:48
Elinor Maiß: Was wünschst du dir denn für deine Kunden?
00:16:54
Sabine Broichhaus: Mehr Mut, mehr Mut… Ich erfahre das gerade bei diesen Neubauten, die es heute gibt, mit dem bodentiefen Fenstern, wo man präsent ist, nach außen und nach innen. Man hat
keine Intimsphäre, man ist durchschaubar durch die ganze Wohnung. Das ist trendy, das ist der Trend heute, das ist modern. Das tut den wenigsten gut, weil ein Mensch braucht - meine Erfahrung -
braucht auch einen Rückzugsort und den kann ich nicht in einem Haus haben, was von vorne bis hinten durchschaubar, gläsern ist. Das sind die wenigsten, die sich da wohlfühlen. Zum Arbeiten
vielleicht ja, zum Wohnen eher nicht. Daher wünsche ich mir auch den Mut, nicht nur zur Farbe, sondern auch zu sagen: Ich mach jetzt mein Ding. Und wenn ich nicht weiß, wie ich das Ding benennen
soll, dann hole ich mir Hilfe, professionelle Hilfe. Und das sind wir beide. Ja, das würde ich mir wünschen.
00:18:04
Elinor Maiß: Eine ganz andere Antwort, als ich erwartet habe.
Was wünschst du dir denn für dich selber?
00:18:14
Sabine Broichhaus: Dass ich mein Team behalte. Fachkräftemangel ist ja unser großes Damoklesschwert und ich hoffe, dass ich mein Team lange behalte, jedenfalls solange ich die Firma habe
und dass wir weiterhin Kunden haben, die uns zu schätzen wissen, unsere Arbeit zu schätzen wissen und ja, für mich selber Gesundheit. Das erlebe ich im Augenblick in der Familie, dass das nicht
immer da ist. Und das ist das wichtigste.
00:18:48
Elinor Maiß: Ja, stimmt. Hast du noch einen Tipp für die Zuhörer und Zuhörerinnen zum Schluss.
00:19:00
Sabine Broichhaus: Ja, ein Tipp. Also.... Fachkräfte oder Firmen sind nicht so schlecht wie ihr Ruf manchmal. Wenn ich manchmal die Kommentare über Handwerksbetriebe lese, dann... ja,
grummelt‘s in mir. Natürlich weiß ich, dass viele schwarze Schafe unterwegs sind, aber die weißen überwiegen doch bei weitem. Und ich erlebe es als Sachverständige auch oft, dass ohne
professionelle Hilfe gearbeitet wird. Schwarzarbeit. Die Leute geben viel Geld aus, bekommen nicht immer das, was sie möchten, haben keine Garantie auf die Arbeit und haben das Geld ausgegeben
und sind trotzdem nicht glücklich. Und wenn sie alternativ mal bei einem Fachbetrieb angefragt hätten, hätte man gemerkt, dass der gar nicht so viel teurer ist, aber dass sie da jede Menge
Leistungen im Rücken haben. Das würde ich mir wünschen, dass das ein bisschen mehr... Man hört heute über Handwerksbetriebe oder Handwerker fast immer nur Negatives, selten über Positives. Das
finde ich schade. Und das würde ich mir wünschen, dass die Leute da mehr differenzieren.
00:20:21
Elinor Maiß: Also dein Tipp wäre mit anderen Worten: Leute, geht nicht zu jemand an der Ecke, sondern fragt beim Handwerksbetrieb nach.
00:20:31
Sabine Broichhaus: Ja, wir bieten heute so viel an. Wir bieten an, dass die Leute, die Vorarbeiten selber machen können, ist es natürlich ein finanzieller Punkt. Das kostet alles viel
Geld. Das sind manchmal die Nebenkosten, die das alles so in die Höhe treiben. Aber wir entwickeln mit dem Kunden ein Konzept. Sie können gerne Sachen machen, die sie selber leisten können, wir
machen den Rest. Und wenn ich manchmal in die Baumärkte und Bauhäuser komme und sehe, wie da Beratung ist, ohne dass ich das Objekt sehe... Das kann nicht funktionieren. Ich kann eine Farbe
verkaufen, aber ich kann nicht dem Kunden sagen, dass ist die richtige Farbe für ihren Einsatzbereich, weil ich den überhaupt nicht kenne. Und das ist so schade, dass da Geld und Zeit investiert
wird mit einem nicht zufriedenstellenden Ergebnis.
00:21:26
Elinor Maiß: Wie ist das mit den langen Wartezeiten bei den Handwerkern heutzutage?
00:21:31
Sabine Broichhaus: Ja, das ist so und das wird auch noch mehr werden. Einmal jetzt Corona bedingt, weil die Leute einfach viel zu Hause sind. Sie wollen mehr zu Hause investieren. Das ist
sehr schön für uns, aber dadurch sind die Wartezeiten natürlich länger. Es kommt immer auch mal wieder krankheitsbedingt zu Ausfällen. Aber es ist eigentlich der Fachkräftemangel.... Ich stelle
keine Leute ein, die nicht zu uns passen. Und weil ich die nicht finde, bleibt unser Betrieb so klein, wie er ist. Das ist schade, aber das möchte ich auch nicht ändern. Das bedingt natürlich
dann auch längere Wartezeiten. Auf der anderen Seite... Malerarbeiten sind nicht so wie jetzt ein Elektro Notfall oder ein undichtes Dach oder so, das kann man planen.
00:22:23
Elinor Maiß: Wie lange... vielleicht so als Schlussfrage…. wie lange müsste man jetzt, speziell bei euch, warten, wenn ich jetzt mein Wohnzimmer gestrichen haben wollte?
00:22:32
Sabine Broichhaus: Ein halbes Jahr.
00:22:40
Elinor Maiß: Uh, das ist eine Hausnummer.
00:22:42
Sabine Broichhaus: Ja, leider ja. Es ist wirklich viel geworden. Wir haben das wirklich gemerkt, dass die Leute vermehrt in ihre Wohnungen oder Häuser investieren, was lange Zeit nicht so
der Fall war. Und ja, jetzt kamen die ganzen Flutwasserschäden noch dazu. Die haben wir natürlich vorgezogen, weil die Leute fast im Wasser stehen. Und dafür haben wir vieles zurückgestellt und
deswegen haben wir momentan also bis zu einem halben Jahr Vorlauf. Es wird sich vielleicht wieder ein bisschen regulieren, aber ein Vierteljahr ist es immer. Es ist zwischen einem Viertel- und
einem halben Jahr.
00:23:26
Elinor Maiß: Ja, dann bleibt mir ja eigentlich eher zu wünschen, dass ihr bald noch gute Leute findet, dass die Wartezeiten für die Kunden nicht ganz so lang sind.
00:23:39
Sabine Broichhaus: Ja, das ist ein guter Wunsch, aber wir sitzen schon seit ein paar Jahren da.... Das sind so Glücksgriffe, wie ein Sechser im Lotto.
00:23:51
Elinor Maiß: Liebe Sabine, ganz herzlichen Dank für das spannende Interview mit dir und viel Erfolg für die Zukunft!
00:23:59
Sabine Broichhaus: Das wünsche ich dir auch. Ich danke dir.
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