Der Winter naht, die Uhren sind umgestellt - Zeit zum Rückzug in die Höhle. Jetzt verbringen wir wenig Zeit draußen und ganz viel drinnen. Wann hast du das letzte Mal Gäste eingeladen?
Menschen haben unterschiedliche Kontaktbedürfnisse. Die einen fühlen sich besonders wohl in ihrer Clique, ihrem vertrauten Freundeskreis und regelmäßigem Austausch. Die anderen sind eher Einzelgänger oder bevorzugen einzelne gute Freunde und freuen sich an ihrem Leben mit aber auch ohne eine Vielzahl an Menschen um sich herum. Da drängt sich doch die Frage auf, warum man überhaupt Gäste einladen sollte.
Der Mensch - ein soziales Wesen
Der Mensch ist ein „Herdentier“. Evolutionsgeschichtlich war die Gruppe notwendig für das Überleben. Sie bot Hilfe bei der Sicherung der Ernährung, aber auch Schutz gegen äußere Feinde. Doch nicht nur der Höhlenmensch war auf den sozialen Kontakt angewiesen. Heute weiß man, dass Babys ohne soziale Ansprache verkümmern und in ihrer geistig/körperlichen Entwicklung gestört werden. Es gibt nur wenige Menschen, die ein Einsiedlerleben aushalten und im Strafvollzug ist Einzelhaft eine massive Strafverschärfung. Beim erwachsenen Menschen gibt es viele Stufen zwischen dem „Eremiten“ und der Betriebsnudel.

Geselligkeit versus Einsamkeit
Vor Jahren erzählte mir auf einer Reise ein schottischer Tour Guide, dass sie im ohnehin dünn besiedelten schottischen Hochland allein in einem Haus weitab von den nächsten Nachbarn wohnte. Auf meine entgeisterte Frage, ob sie sich nicht einsam fühle, kam die völlig überzeugende Antwort: „No, I love it“.
Im weitgehend dicht besiedelten Deutschland ist eine derartige Lebensform schon schwieriger. Doch – Hand aufs
Herz – wer möchte wirklich so leben? Die meisten brauchen einfach regelmäßigere Kontakte. Wie nötig wir sie haben, hat sich gerade in Corona-Zeiten deutlich gezeigt.
Treffen online oder offline
Das Home Office, in das viele eher unfreiwillig mussten, hat es endgültig an den Tag gebracht: Ein Gespräch online hat nicht den gleichen Wert wie eine Unterhaltung face to face. Mit Videogesprächen lassen sich berufliche Fragen klären, sogar weltweit Projekte bearbeiten, doch alle sagen, ein persönliches Treffen habe eine andere Qualität, wenn es denn mal stattfinden darf.
Wie viel mehr gilt das für den privaten Bereich?! Ein Treffen mit Freunden ist ja oft mehr als „nur“ ein Gespräch. Man geht miteinander ins Kino, macht einen Spaziergang, treibt Sport oder lädt sie nach Hause ein. Das gemeinsame Erleben kann ein Onlinegespräch nicht ersetzen.
Meeting Point gesucht
Wo triffst du deine Bekannten? Im Sommer locken der Biergarten oder andere Outdoor-Events. Doch derzeit nähern wir uns dem Winter, Zeit für die Höhle. Wo sieht man seine Freunde, wenn die Gartenmöbel bereits eingepackt sind, die Weihnachtsmärkte aber noch nicht geöffnet haben? Die Lösung ist einfach: Lade sie in deine „gute Stube“ ein.
Dass das gar nicht so selbstverständlich ist, zeigt ein Blick über den deutschen Tellerrand. Anderswo ist es durchaus üblich, seine Kontakte im Restaurant oder der Bar zu treffen. Vor Jahren besuchte ich das vorweihnachtliche Südspanien und war erstaunt, über die andere Gewichtung von Shopping und Geselligkeit. Die Geschäfte waren mäßig besucht, doch Restaurants und Bars gefüllt mit Gruppen von Menschen, die lautstark und fröhlich sich selbst und das Leben feierten.
Gute Anlässe, um Gäste einzuladen
Doch welche Gelegenheiten eignen sich besonders gut, um Menschen zu sich nach Hause einzuladen? Zunächst ist zu unterscheiden, ob es sich um einen formellen oder informellen Anlass handelt.
Die Einladung des Chefs zum Abendessen oder des Kollegenteams hat sicher einen anderen Charakter als ein gemütlicher Plausch-Abend mit der Busenfreundin auf dem Sofa. Und er erfordert auch eine andere Vorbereitung, auch für deine Wohnung. Willst du zum Essen einladen oder gibt es nur Getränke und Knabberzeug?
Jahreszeitlich bedingte Einladungen gehen vielleicht eher an die Familie: Zu Weihnachten und Ostern bleibt man gern unter sich. Manche wichtigen Anlässe für private Feiern gibt es nur einmal. Dazu zählen Silber- und Goldhochzeiten oder runde Geburtstage und – idealerweise – Hochzeiten. Sie werden jedoch oft wegen der Gästezahl nicht zu Hause durchgeführt.

Die Wohnung als Statussymbol?
Es gibt Menschen, die ihre Wohnung so einrichten, dass vor allem Andere von Stil und Luxus beeindruckt sind. Kostbare Teppiche und exquisite Designermöbel lassen eher den Eindruck eines Ausstellungsraumes als eines Zuhauses entstehen.
Die Adligen früherer Jahrhunderte haben es uns vorgemacht: In den Repräsentationsräumen stapelten sich die Kostbarkeiten, doch gelebt wurde dort nicht. Die gesellschaftliche Kluft zwischen oben und unten längst nicht mehr so extrem. Doch die grundlegende Idee spukt immer noch durch manche Köpfe.
Wenn du zu den Menschen gehörst, die Statussymbole lieben und brauchen, wird es dir wahrscheinlich mehr Stress und Arbeit bereiten, Gäste in dein Heim einzuladen.
Persönlichkeit schlägt Prestige
Besuch von Gästen sollte Freude machen, den Gästen wie der Gastgeberin. Selbst bei offiziellen Einladungen darf sie immer wieder durchblitzen, denn sei sicher, dass die Besucher Stress und Anspannung spüren und so die Stimmung negativ beeinflusst wird.
Frühzeitige Planung und sorgfältige Vorbereitung sind ein wichtiges Werkzeug für eine gelungene Einladung. Und überlege dir, was du deinen Gästen anbieten kannst und auch willst. Je weiter man sich bei den Details aus seiner Komfortzone bewegt, desto stressiger wird es für die Gastgeberin. Wenn du zum Beispiel zum Essen einlädst, plane kein 5-Gänge-Menü für 6 Personen, wenn du eine ungeübte Köchin bist oder wenig Zeit hast. Steh zu dem, was du bist oder hast.

Die Gastgeberin: Gefühle zwischen Scham und Stolz
Du und deine Wohnung sind wie sie sind. Du hast schon länger vor, Grundlegendes in deinen Räumen zu verändern und vor einem Besuch siehst du nur noch das Negative? So kurzfristig wirst du weder neue Tapeten an die Wände zaubern noch ein System für dein Sammelsurium finden. Also stehe lieber selbstbewusst zu den kleinen Fehlern.
Weder Scham noch (falscher) Stolz sind da gute Ratgeber. Leite den Blick der Gäste lieber auf das Positive, wie zum Beispiel Blumen oder einen schön gedeckten Tisch.
Und natürlich kannst du einiges dafür tun, dass du nicht wieder in diesen Stress gerätst.
Warte nicht bis zur nächsten Einladung.
Lade dir die Checkliste herunter mit der du deine unschönen Räume auf ihre Schwachstellen überprüfen kannst oder vereinbare ein Gespräch mit mir.
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